
Wer ich bin. Und warum es hier nicht ausschliesslich um Blumen, Gemüse und Regenwürmer geht.
Es gab eine Zeit in meinem Leben, da dachte ich, man brauche einen grünen Daumen, um gärtnern zu können. Und weil ich diesen grünen Daumen nicht besass – in jungen Jahren habe ich doch tatsächlich einmal eine Rose von Jericho um die Ecke gebracht – liess ich es halt bleiben mit den Pflänzchen.
Dann kam dieser denkwürdige 1. Mai in meinem 35. Lebensjahr, an dem ich beschloss, den Brombeeren, die hinter unserem Haus wucherten, den Garaus zu machen. Ich grub, schwitzte und grummelte vor mich hin und spürte, wie sich auf einmal eine tiefe Zufriedenheit in mir ausbreitete. Ich wusste: Grüner Daumen hin oder her – das hier ist genau das, was mir zu meinem Glück noch gefehlt hat. (Nein, natürlich nicht die Brombeerranken, die mir die Arme zerkratzten, sondern das Buddeln, das Zusammensein mit den Pflanzen, das Träumen von den endlosen Möglichkeiten, die sich in so einem Garten erschliessen.)
Als blutige Anfängerin glaubte ich, Enthusiasmus, Hingabe und ganz viel Fürsorge für die Gewächse würden ausreichen, um rund ums Haus einen blühenden Garten mit eigenem Gemüse zu erschaffen. Doch je mehr meine Erfahrung wuchs, umso bewusster wurde mir, wie wenig ich eigentlich weiss von den Zusammenhängen, die so wichtig sind, damit die Dinge gedeihen können. Seit einigen Monaten erarbeite ich mir das fehlende Wissen in einem Online-Lehrgang der Royal Horticultural Society. Ganz allmählich beginne ich zu verstehen, was es braucht, um den Pflänzchen ein gutes Zuhause zu bieten.
Obschon Stauden, Sommerblumen, Gemüsepflanzen, Beerensträucher, lästige Hühnerhirse und Nacktschnecken in meinem Leben inzwischen viel Raum einnehmen, ist das hier kein gewöhnliches Gartenblog.
Warum nicht?
Weil ich zum einen nicht dazu geschaffen bin, anderen zu sagen, wie sie die Dinge ganz perfekt hinkriegen. Ja, ich weiss inzwischen zwei, drei Dinge und die gebe ich gerne weiter – aber es gibt auch ganz viel, was noch schief läuft und das muss ebenfalls Platz haben.
Zum anderen tauchen in meinem Garten hin und wieder ein überaus kreativer Mann und fünf mittelgrosse und grosse Kinder auf – und es wäre doch schade, wenn die keine Beachtung fänden. (Wer mehr über diesen Teil meines Lebens wissen wird, findet hier mein inzwischen ziemlich schläfriges Familienblog.) Auch die Katzen und der Lievito Madre, die mit uns leben, hinterlassen vielleicht hin und wieder ihre Spuren in meinen Texten. Und weil der Lievito Madre nicht nur für gutes Brot sorgt, sondern auch für einen anständigen Panettone unerlässlich ist, werde ich es mir nicht verkneifen können, ab und zu von meinen Back-Orgien zu berichten.
Schliesslich kann und will ich nicht garantieren, dass das hier eine heile Welt abseits von dem ganzen Chaos da draussen sein wird. Wenn ich in Gedanken nicht gerade das perfekte Blumenbeet entwerfe, träume ich nämlich von einer gerechteren und friedlicheren Welt und dann gibt es halt manchmal gewisse Dinge, die einfach gesagt sein müssen.
Ach ja, ich lebe übrigens in der Schweiz, bin beruflich in den Medien zu Hause und mein Name ist Tamar – ohne zusätzliches ‚a‘ am Ende.