Gemüse

Eingebuddelt

So langsam wird es Zeit, die Beete vorzubereiten und darum war heute Gartenarbeit angesagt – obschon mich gestern jemand gewarnt hatte, heute werde kein guter Gartentag, der Wetterfrosch habe gerade mal 9 Grad vorausgesagt und das sei doch viel zu kalt für die Jahreszeit. Ich entgegnete, im Februar hätte ich schon kältere Tage erlebt, wir würden es uns daher nicht nehmen lassen, rauszugehen. Und wir hatten ja auch wirklich ziemlich viel zu tun: abgestorbene Pflanzen beseitigen, Hochbeete mit frischer Erde auffüllen, letzte Stauden zurückschneiden, Ollas reinigen …

Die Ollas sind die beste Anschaffung, die ich für den Garten jemals getätigt habe. Die Bewässerungstöpfe aus unversiegeltem Ton, die fast bis zur Öffnung in die Erde eingegraben werden, haben nicht nur unseren Wasserverbrauch drastisch gesenkt. Sie ersparen mir auch eine Menge Ärger. Wie oft habe ich mich doch an heissen Sommertagen frühmorgens laut schimpfend mit dem viel zu langen Gartenschlauch abgeplagt. Seitdem die Ollas in der Mitte der Hochbeete sitzen, muss ich nur noch alle paar Tage mit der Giesskanne nachfüllen und die Tomaten, Gurken, Kürbisse und Peperoni können sich wieder so viel Wasser holen, wie sie brauchen. (Klar, ich könnte zum Auffüllen den Schlauch ausrollen, um mir die Giesskannenschlepperei zu ersparen, aber dann muss sich wieder die ganze Nachbarschaft mein Gezeter anhören und das ist auch dann nicht sonderlich angenehm, wenn es nur noch alle paar Tage vorkommt.)

Das Bewässerungssystem hat noch andere Vorzüge: Die Blätter der Tomatenpflanzen bleiben beim Giessen schön trocken und sind dadurch weniger anfällig für Pilzkrankheiten. Und sollte es tatsächlich wiedermal möglich werden, im Sommer zu verreisen, ist es bestimmt einfacher, jemanden zu finden, der oder die mir ab und zu meine Ollas auffüllt, damit während unserer Abwesenheit nichts verdurstet.

So überzeugend das alles auch klingen mag – im ersten Moment zögerte ich dennoch, ob ich mir die Töpfe leisten soll, denn ganz billig sind sie nicht. Um mit dem Zögern irgendwann zu einem Ende zu kommen, fing ich daher an, nach Anleitungen zum Selberbauen zu suchen. Solche Anleitungen findet man zuhauf und sie klingen alle ganz und gar überzeugend: „Du brauchst nur das und das und das und dann natürlich noch das und wenn du das alles beisammen hast, machst du es so und so und so und zum Schluss noch so – und fertig sind deine selbstgebauten Ollas. Also, natürlich nur, wenn du bei Schritt drei alles richtig gemacht hast und auch ganz sicher nicht das falsche Material erwischt hast. Und falls du es trotzdem komplett verhauen hast, kannst du ja einfach ein paar Löcher in eine PET-Flasche bohren, das Ding mit einem Damenstrumpf überziehen und in der Erde verbuddeln. Was du mit den unbrauchbaren Ollas machen sollst, die du vergeblich gebastelt hast? Keine Ahnung, musst dir halt etwas einfallen lassen.“

Es mag Menschen geben, die sich von solchen Anleitungen nicht entmutigen lassen, mir jedoch vergeht die Freude schon beim Lesen. Und weil ich in meinem Leben schon ein paar äusserst unbefriedigende Bastelerfahrungen gemacht habe – meine Kinder könnten das eine oder andere Liedchen davon singen -, gelangte ich zu dem Schluss, lieber die Zeit als das Geld zu sparen. Ein Entscheid, den ich, wie bereits erwähnt, noch keinen Moment bereut habe.

Der Ehrlichkeit halber muss eines allerdings noch gesagt sein: An manchen Orten ist zu lesen, Ollas würden dabei helfen, die Schnecken in Schach zu halten, weil die Erde nicht so feucht werde wie beim herkömmlichen Giessen. Ich habe da andere Erfahrungen gemacht. Die Viecher lieben es nämlich, sich auf dem kühlen, feuchten Ton von ihren Fressorgien zu erholen.

Na ja, immerhin sind sie so alle an einem Ort versammelt, was es leichter macht, ihnen den Garaus zu machen …

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