Blumen

Um den Finger gewickelt

Stiefmütterchen habe ich eigentlich noch nie gemocht, schon als Kind nicht. Wie sie da jeweils palettenweise in den Gartencentern hocken und einen mit ihren viel zu grell umrandeten dummen Gesichtern anstarren, nervte mich schon, als ich noch keinen Moment dran dachte, mal selber einen Garten zu haben. Landauf, landab glotzen sie einen aus Vorgärten, Balkonkistchen und Blumentrögen an – und die Bienen haben rein gar nichts von dieser üppigen Bepflanzung. Stiefmütterchen in meinem Garten? Niemals! Frau hat ja schliesslich ihre Prinzipien.

Und jetzt ist mir doch tatsächlich dieser Ausrutscher passiert …

Es war kurz vor dem Brexit, als es noch keine Probleme mit Saatgutbestellungen aus England gab. Draussen war es trüb und grau und auf einmal sahen all die knallbunten britischen Züchtungen unglaublich anziehend aus – sogar die Stiefmütterchen. Und ehe ich mich’s versah, lag so ein zuckersüsses Pansy-Ding im Warenkorb. Was man kauft, muss man auch ansäen und so wuchsen in meinem Zimmergewächshaus neben Mehlsalbei, Lavendel und Echinacea halt auch ein paar Stiefmütterchen heran. Eines dieser Pflänzchen stellte sich als besonders ambitioniert heraus, es öffnete seine erste Blüte bereits, als draussen noch Schnee lag.

Tja, und jetzt teile ich mir das Büro halt mit einem Stiefmütterchen. Es glotzt nicht so blöd, wie seine grellen Artgenossen aus dem Gartencenter, es ist einfach nur unglaublich hübsch und ausgesprochen sympathisch. So freundlich schaut es drein, dass ich mich – und das ist mir jetzt fast ein wenig peinlich – in das zuckersüsse kleine Ding verguckt habe.

Frau ist offenbar nicht ganz so prinzipientreu, wenn der Winter allzu lang und allzu grau ist.

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